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Freitag, 9. Juli 2010

Abtreibungen und der ignoranteste Mensch der Welt

Bevor ich mehr schreibe:
Ich wünsche mir Kinder zu kriegen, aber nicht jetzt. Falls ich trotzdem würde schwanger werden, wäre es kein Weltuntergang. Eine Abtreibung kommt für mich persönlich also nicht in Frage.


Ich reg mich gerade tödlich über die Ignoranz und Arroganz meiner Mitmenschen auf. Diese nette kleine Diskussion läuft gerade auf Facebook:



Die Bildquali sowie die Schweizerdeutschen Comments tun mir Leid. Den Grund für diese Behauptung seiner seits gründet sich auf diesem Vorstoss.

Alleine, dass er es sich so einfach macht, regt mich schon auf. Aber die Ignoranz, zu behaupten, dass man Vergewaltigungen einfach präventiv behandeln sollte und in Extremfällen halt die Babyklappe hinhalten muss, bringen mich auf die Palme.
Viel schlimmer finde ich jedoch, dass er absolut keine Rücksicht auf die Umstände einzelner Schicksale nimmt.


Nicht weit von meinem alten Wohnort hat letztes Jahr eine 10-jährige ein Kind bekommen. Die Entwicklung des Mädchens ist mehr als nur gestört dadurch, das Baby hat keine Mutter, die sich auch wie eine Mutter verhalten könnte.
Eine Freundin von mir ist vergewaltigt worden als sie jünger war. Sie sagt, wenn sie schwanger geworden wäre, hätte sie sich eher umgebracht als dieses Kind zur Welt zu bringen. Und ich glaube ihr, dass das ihr voller Ernst ist.


Ich bin seit Jahren in einer Beziehung, unser Leben läuft geordnet. Falls ich also jetzt schon schwanger werden würde, wäre das kein wirkliches Problem. Klar, es wäre ungelegen, meine Ausbildung müsste ich erst mal auf Eis legen, das Geld wäre knapp usw. Aber es ginge, weils eh schon für die nächsten Jahre geplant ist.
Was aber, wenn eine 16-jährige, ohne Ausbildungplatz und vom Staat abhängig nach einem One-Night-Stand schwanger wird?

Frauen in solchen Situationen sollen sich frei und ohne das Mitspracherecht anderer dafür entscheiden können, eine Abtreibung zu machen. Das ist ein Schritt, der für keine Frau leicht ist und viele leiden für den Rest ihres Lebens darunter.
ABER: Es ist unser eigener Körper und unser eigenes Leben, und wenn es psychisch oder physisch nicht geht, sollen Frauen auch das Recht auf diesen Eingriff behalten. Ein Verbot, wie es der Herr dort oben (übrigens Jahrgang 1990) antönt oder wünscht, ist für mich das Letzte.

Ich bin mir auch bewusst, dass durch die Blödheit einzelner Frauen auch Schwangerschaften beendet werden, die gar nicht hätten passieren müssen. Und es ist nicht so, als würde es mich nicht betroffen machen, wenn ein Kind gar nie leben durfte. Aber in dieser Diskussion kann man nicht sowohl diese Kinder retten als auch die Frauen in den Beispielen oben schützen. Leider.

So, ich hoffe ich hab meine Meinung klar ausgedrückt:
Ein Verbot oder eine Brandmarkung von Frauen, die abtreiben ist das Allerletzte. Schlussendlich soll und muss die Frau das letzte Wort über ihren Körper haben. 

2 Kommentar:

Anonym hat gesagt…

Egal welcher Ansicht man sein mag, du schreibst und argumentierst viel ausgewogener als Michael. Ich möchte jedoch zwei Dinge anmerken. Erstens, und ganz wichtig, 99.9% aller Abtreibungen in der Schweiz stehe in keinem Zusammenhang mit Vergewaltigungen also lasst uns diesen Extremfall bitte nicht diskutieren sondern auf die anderen 99.9% Abtreibungen schauen. Und da fehlt mir in deinen Betrachtungen ganz klar die Sicht der Väter/Kinder—Frauen werden nicht schwanger ohne einen Vater, und dieser ist genau so fähig ein Kind grosszuziehen wie die Mutter und das Kind ist *das gemeinsame Kind* und nicht Teil des Körpers der Mutter wie du schreibst, und daher sollte jede Abtreibung zwingend nur erlaubt sein falls beide Eltern zustimmen, denn ein ungeborenes Menschenleben sollte (so sich der Vater verpflichtet das Kind selber grosszuziehen, oder auch so Pflegeeltern gefunden werden) stets mehr wert sein als einige Monate im Leben einer Frau die, sorry to name it, es verschlampt hat richtig zu verhüten. Meines Erachtens sollte Frauen nur dann abtreiben dürfen wenn der Vater zu stimmt und wenn die Mutter nachweisen kann trotz intensiver Suche keine Pflegeeltern gefunden zu haben. Alles andere ist da muss ich M. zustimmen Mord an Ungeborenen.

Sunny hat gesagt…

Zuerst mal Dankeschön an dich. =)

Ich verstehe deinen Punkt.
Was wäre aber, wenn der Vater will, dass abgetrieben wird, die Mutter aber nicht? Wer hat das letzte Wort? Oder in Ehen, in denen der Haussegen deutlich schief hängt und die Frau in spätem Alter schwanger wird? Wenn vielleicht schon zwei Kinder da sind und sie nicht so spät einen Nachzügler will aber der Vater auf das Kind beharrt?

Das vernünftigste wäre, wenn man in jeder einzelnen Abtreibung die Zustimmung einer Obrigkeit braucht. Allerdings: Was bei Mädchen, die schwanger werden und zu Hause ernsthafte Probleme bekommen, wenn die Familie das erfährt?

Es ist ein sehr komplexes Thema und eine Patentlösung gibt es wohl nicht. Trotzdem bin ich der Meinung das - bis auf weiteres - das Wort der Frau alleine genügen muss. Wenn mir jemand eine bessere, zu Ende gedachte Lösung präsentiert, unterstütze ich die gerne.

Übrigens: Auch trotz Verhütung passieren immer wieder "Unfälle". Die Pille - das beliebteste Verhütungsmittel in der Schweiz - hat einen Pearl Index von 0,1 - 0,9 , was heisst, dass mindestens eine von 1 000 Frauen trotz Verhütung schwanger wird.
Ich bin nämlich selbst so ein Unfall. ;-)

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